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July 12, 2018

Richard Kranzin · Summertime

Richard Kranzin wurde 1990 in Berlin geboren und stellt erstmalig eine Serie von 11 Fotografien vor. Die hochwertigen Ausarbeitungen auf Barytpapier in perfekten Einzelabzügen überraschen in Zeiten der digitalen Fotografie. Die Titel der Arbeiten lauten ganz profan Fabian – Havelufer 2017, Julius – Hellsee 2017 oder Nicolas – Schönfliess 2017 und verraten damit Ausflugsziele in Berlin und Brandenburg sowie die Namen von Freunden und Gefährten. Es ist Sommer, man kann Sonne und Wärme auf jeder der unbekleideten Hautporen fühlen und erahnt eine Leichtigkeit des Lebens, der man gerne zuschaut, ohne sich als Voyeur fühlen zu müssen. Denn Natur und männliche Nacktheit sind in den Fotos von Richard Kranzin ein reiner und natürlicher Zustand – ein preußisches Arkadien, das auf Architektur und Beiwerk verzichtet und sich allein mit der Natur und ihren temporären Gästen genügt.

Richard Kranzin ist ein sensibler Beobachter, der sich vom natürlichen – und auch mal übermächtigen – Sonnenlicht leiten lässt und gleichzeitig dunkelste Schatten nicht fürchtet. Dies war eine Herausforderung bei der Herstellung der Einzelabzüge. Das brillante Weiß, das satte Schwarz und die sehr feinen Grauabstufungen des Silbergelatineprozesses geben den Fotos eine einzigartige Aura und gleichzeitig eine zeitlose Anmutung, ohne die zweifelsohne existierenden historischen Vorbilder zu kopieren oder zu imitieren.

Das kürzlich erschienene Fotobuch heißt Boys in Nature, Photographed by Richard Kranzin und ist im Buchladen Eisenherz erhältlich.

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit des Fotografen
Freitag, 20. Juli 2018 · 18.00—20.00 Uhr


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Richard Kranzin · Summertime (10 items)

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richard kranzin schwarzweiß

May 22, 2017

Fux · Fährten

Der Mann lehnt in einem Türrahmen hoch oben zwischen den Fassaden von Berlin. Weiße Hose, weiße Schuhe, ohne Hemd, ein Kettchen um den Hals verkörpert er eine Jugend, die im Kontrast steht zu den runzeligen, schorfigen Häusern, die seit einem halben Jahrhundert auf Sanierung harren. Sie bedeuten Stillstand, während der junge Mann in eine für uns noch unsichtbare Zukunft blickt.

Heute können wir zurückblicken und sehen die Szenerie mit anderen Augen. Der Stillstand, der damals vielleicht lähmend erschien, hat etwas Versöhnliches und Wehmütiges angesichts jener Zukunft, die dreißig Jahr später auch schon Vergangenheit ist und die die einst ersehnte Sanierung brachte, die alles verändern sollte. Das Bild war damals Lebensgefühl einer neuen Generation, heute ist es historisch.

Von dieser Fotografie zu den aktuellen Studioaufnahmen von Andreas Fux ist es ein langer, aber konsequenter Weg. Den fast zärtlichen und respektvollen Umgang mit dem Gegenüber hat er sich bewahrt, doch die scheue Annäherung ist einem anderen Grundgefühl gewichen, dass sich als kalkulierte Ekstase beschreiben lässt.

Seine Sitzungen, in denen er seine Modelle in sanfte Helligkeit taucht, dauern ganze Nächte, werden akribisch Vorbereitet, gehen in sensibilisierter Hochspannung über die Bühne und folgen einer Dramaturgie, bei der Überraschungen eingeplant sind, auch wenn der Fotograf nebenbei versucht, die Bilder, die ihm vorschweben, Realität werden zu lassen. „Ich bin ja so gar nicht gläubig, aber diese Treffen haben etwas Heiliges jenseits der Religion.“ Es klingt vielleicht ein wenig pathetisch, wenn Andreas Fux so von den Begegnungen spricht, denen er, in ein wenig nervöser Erregung, entgegensieht, aber das ist in Wahrheit die präziseste Beschreibung dessen, was sich ereignet. Er löst die Menschen aus ihrem Umfeld, stellt sie ‚frei‘ und ist bestrebt, nicht nur den Raum, sondern weitestgehend auch die Zeit aufzuheben.

Oft über Jahre begleitet Fux seine Modelle, die sich vor seinem Objektiv verwandeln, altern und die neuen Tätowierungen beiläufig präsentieren. Beiläufig, weil meist weit mehr passiert als nur die Abbildung eines Status quo. Denn die Fotografien sind Ergebnisse von Performances, die nicht nur Bilder, sondern auch Gefühle transportieren wollen und immer wieder den Schritt von der Inszenierung zur Überschreitung der Inszenierung tun, von der Show zur fiebrigen Halluzination. Ihre Kraft liegt im vermeintlichen Widerspruch zwischen der unterkühlten Glätte der Oberfläche und dem Bedürfnis der Modelle, diese zu durchbrechen, um sich zwischen Rausch und Narzissmus ihrer selbst zu vergewissern. Sie lassen etwas aufblitzen von der existenziellen Selbstbehauptung in unserer Gegenwart, in der tagaus tagein im Trubel der Einkaufsparadiese schicker Antikonformismus als bequeme Konfektionsware von der Stange zu haben ist. Das ist die gepriesene westliche Toleranz, die nur darauf gerichtet ist, mehr zu erlauben, um mehr Konsum möglich zu machen. 

Vielleicht fotografiert Andreas Fux auch deshalb lieber in der Nacht. Seine neuesten Bilder scheinen diese Nacht noch deutlicher zu zelebrieren und in ihr die scheinbar flüchtige Begegnung von Körpern und Licht. Aus schwarzem Hintergrund treten diese Körper hervor, als sei die Dunkelheit ihr Zuhause, als sei es lediglich ein kleiner Schritt nach vorn in den Strahl des Spots, ein kurzes Posen in High Heels auf einem nächtlichen Laufsteg ohne Publikum, oder das somnambule Schweben eines Nachtwandlers auf dem First eines Daches, den man sich sofort unter den nicht mehr sichtbaren Füßen vorzustellen bereit ist. Vielleicht ist der Typ, der immerhin den Schriftzug ‚God was here‘ über dem Schwanz trägt, aber auch ein moderner Jesus, der „im letzten Viertel der Nacht“, wie es in der Bibel (Matthäus 14, 25) heißt, zu seinen Freunden übers Wasser kommt, um ihnen zu sagen: „Fürchtet euch nicht!“ 

Die schwarzen Bilder modellieren, weit mehr als die weißen, die Körper, sie heben Adern, Rippen, Muskulatur hervor, sie machen die Fotografien zu Visionen und lassen das, was sie sichtbar machen, besonders plastisch und zugleich besonders vergänglich erscheinen. Ein Schritt der Nachtgestalten zurück ins Dunkel, und das Bild wird wieder leer sein. 

Boris von Brauchitsch

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit des Fotografen
Freitag, 26. Mai 2017 · 18.00—20.00 Uhr

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Fux · Fährten (37 items)

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fährten fux

March 8, 2017

Daniel Harders · Reverse Intimacy

Jan Krüger über Daniel Harders’ Fotografie

Daniel Harders fotografiert Männer, so lange ich ihn kenne – seit fast zwanzig Jahren. Während die erotische bzw. pornografische Bilderproduktion durch das Internet inflationär geworden ist, nackte Frauen und Männer jederzeit und überall verfügbar sind, erkenne ich ihn in jedem einzelnen seiner Bilder wieder. Harders geht seinen eigenen Weg: Er fotografiert weiter analog, an Originalorten, ohne Storyboard, ganz der Situation ausgeliefert. In jedem seiner Bilder erzählt er weiter von Begehren, von Sex, Intimität und den seltsam stummen Räumen dazwischen.

Mit dieser ununterbrochenen Erzählung entblößt sich der Fotograf zuallererst selbst. Vielleicht ist das der Grund, weswegen auch die Männer auf seinen Bildern immer nackt sind – auch wenn sie manchmal noch Kleidung tragen. Sie sind nackt im Sinne von ungeschminkt, ungeschützt, uneingerichtet – und selbst wenn die Figur der ‚Authentizität‘ im Kunstdiskurs längst als eine artifizielle und oft aufwendige Konstruktion entlarvt worden ist, so ist sie für mich doch auf fast unheimliche Art in allen diesen Serien spürbar. Es ist eine Unmittelbarkeit, eine Nähe zwischen Fotograf und Fotografierten, die mich aus meiner Reserve lockt, zu einer eigenen Haltung zwingt.

Tatsächlich sind nicht nur die fotografierten Männer in Harders Bildern nackt – auch das Medium selbst entblößt sich. Zwischen Licht und harten Schatten kommt das Filmmaterial, stößt der Apparat immer wieder an seine Grenzen und offenbart darin seine chemischen und physikalischen Grundlagen. Dabei zeigt sich der fotografische Träger gleichermaßen und abwechselnd erregbar durch entblößte Körper im Leder-Geschirr sowie durch Blumengestecke und Heiligenikonen. Unter Harders Händen registriert das sensible Negativ nackte Schwänze jeglicher Form und Erscheinung ebenso aufmerksam wie einen Mullverband, der die darunter liegende Verletzung gerade so verbirgt, dass man das eigene Konzept von Fetisch noch einmal von Grund auf überdenken möchte. Was fängt man mit so einem unterschiedslos bejahenden Blick an?

Handelt es sich bei den vorliegenden Serien und Portraits also um ‚erotische‘ oder ‚pornografische‘ Bilder, um die Unterscheidung des französischen Fotografen und Autors Hervé Guibert aufzunehmen? Im ersten Moment deuten vielleicht die eingefügten Stillleben, das zwischenzeitliche Wandern des Blicks weg von den Körpern hin zu einer Blume oder einem Bademantel am Haken, in Richtung der ‚ruhenden‘ erotischen Fotografie. Auf der anderen Seite stehen die zahlreichen Bilder, in denen keinerlei Anstalten gemacht werden, die Erscheinung, das Geschlecht, ja die ganze Banalität des Körpers ästhetisch zu überhöhen. Im Gegenteil – das Auflicht, der direkte Blitz, lassen keinen Raum für Rückzug. Ist das nicht die ‚brutale‘ Direktheit der Pornografie?

Zum Glück führt Guibert den öden kunstdiskursiven Definitionsanspruch ad absurdum, indem er sich selbst in einen Zirkel der Lust stellt, der eben keine letzte Unterscheidung zwischen Kunst und Gebrauchs-Kunst mehr erlaubt. Wenn wir durch die Fotografie auf unser eigenes Begehren, auf unsere eigene Körperlichkeit zurückgeworfen werden, ist das Spiel eröffnet. Die Fotografie ist unschuldig. Sie ist ein im besten Falle persönliches und damit unveräußerliches Angebot.

Dieses Angebot geht – und das ist alles andere als selbstverständlich – von beiden Seiten aus: Indem sie sich von Harders fotografieren lassen, laden Lars, Tim, Patrick, Erk, Michi und die anderen den Betrachter ein, in ein Dreieck einzutreten – ein Dreieck, in dem er selber zu Fleisch und Blut wird. Die Privatheit, die Blicke, und die bei aller gesellschaftlichen Enttabuisierung immer noch berührende Konkretheit von Haut, Schwanz, Haaren und Sperma stellen eine Nähe her, die ein ent-körperlichtes Betrachten unmöglich machen.

Und noch etwas unterscheidet die Portraits des vorliegenden Bandes von der uns umgebenden, utilitaristischen Bilderflut: Es ist die Zeit, die hinter den Bilderfolgen liegt. Die einzelnen Serien sind aus zahlreichen, manchmal Wochen, manchmal Monate oder sogar Jahre auseinander liegenden Begegnungen entstanden. Dabei geht es offensichtlich nicht um eine Art ‚Langzeitbeobachtung‘, die äußere Veränderungen dokumentieren will. Es geht um die offene Frage, ob und wie sich eine Beziehung entwickelt. Wächst das Vertrauen? Schwindet die Scham? Tritt, womöglich allein durch die hartnäckige Wiederholung, der Zufall ins Bild, in Form eines Schnappschusses – nach Kategorien der künstlerischen Profession ein Unding, und doch oft wahrhaftiger als man es wahrhaben möchte?

In diesem Aspekt der Serialität nähert sich die Fotografie auch einem anderen Medium an: Als Filmemacher kenne ich die Macht, aber auch die Versuchung nur zu gut, die durch die Mittel des ‚story-telling‘ entsteht. Eine Geschichte erzählen heißt, Botschaften verbreiten, Gefühle auslösen und sogar kontrollieren zu können. Dies jedoch bedeutet für eine Kunst, die sich für die Ambivalenz von Lust und Begehren interessiert, das frühe Scheitern. Sprünge, Ellipsen, Leerstellen, Wiederholungen – die künstlerische Wirkung von Harders Bildern entsteht, ähnlich wie in den fotografischen Serien und Montagen von Larry Clark oder Mark Morrisroe, aus der freien Interaktion mit dem Betrachter, aus dem Füllen der Zwischenräume.

So wie sich Harders in einer früheren Serie seiner Heimatstadt Mülheim an der Ruhr über einzelne, magisch isolierte Orte angenähert hat, nähert er sich seiner Wahlheimat Berlin in dieser Arbeit über die Menschen an. Berlin als Sehnsuchtsort bleibt dabei immer präsent. Besitzlosigkeit, Einsamkeit und zugleich intimste Nähe gehen hier ein merkwürdiges Bündnis ein. Es scheint, als gäbe es in Harders Berlin nichts mehr ‚darzustellen‘. Der Körper repräsentiert sich am Ende selbst. 

Dabei verbindet sich der nicht-wertende, nüchtern-registrierende Blick, der die Berliner Fotoschule ‚Ostkreuz‘ weltbekannt gemacht hat, mit einem radikal nicht-technischen, persönlich-intimen und durchaus humorvollen Zugriff, mit dem Daniel Harders seine Bilder und Motive findet. Er formuliert sie als Fragen: an sich selbst und an den Betrachter. Darin ist er dem radikalen Künstler und Fragesteller Guibert verwandt, der sich Zeit seines Lebens über seinen Körper und die Strukturen seiner eigenen Lust verwundert hat. 

Der Katalog zur Ausstellung ist im Buchhandel erhältlich. 

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit von Daniel Harders: 
Donnerstag, 30. März 2017 · 18.00–20.00 Uhr

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Daniel Harders · Reverse Intimacy (42 items)

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October 7, 2016

Will McBride: Lieblingsbilder

Im Sommer 2014 verbrachten wir viel Zeit mit Will McBride. Es ging auch um seine Farbarbeiten, die für den Kunstmarkt nicht zur Verfügung standen, denn der Fokus der Rezeption von Will McBride liegt bekanntermaßen auf seinen dokumentarischen und bildjournalistischen Arbeiten in Schwarz-Weiß. Aus einem verstaubten Karussell zog Will ein Diapositiv nach dem anderen, die ganz offensichtlich bei einem seiner Diavorträge zuletzt gezeigt wurden. Einzelne der Motive kannten wir aus Büchern und in seinem Archiv standen auch zwei oder drei größere Farbfotos, die aber als Testabzüge nur von geringer technischer Qualität waren. Will wollte die von ihm ausgewählten Motive unbedingt groß sehen!

Auf der Suche nach optimaler Qualität wurden wir bei Michael Maria Müller und seiner Berliner Werkstatt für digitale Druckkunst, Artificial Image, fündig. Ein längerer Prozess begann: High End Scan vom Kleinbild Dia, sorgsame Restaurierung, die Wahl des richtigen Druckprozesses, die Entscheidung über die richtige Größe, das richtige Papier. Als wir dann im späten Herbst 2014 das Optimum erreichten: Wills Leuchten in seinen hellblauen Augen, seine Freude beim Betiteln und Signieren, sein Zwinkern mit dem Auge bei einer Verabschiedung im Treppenhaus. Er sagte: „Das sind meine Lieblingsbilder!“

Will McBride – der im Herbst 2014 auch parallel die ‚Salem Suite‘ und eine große Ausstellung zur Wiedereröffnung von C/O Berlin vorbereitete –, war der eigenen Vergangenheit und der Festlegung auf schwarz-weiß vielleicht manchmal müde. Als Maler großer bunter Bilder wollte man ihn nicht, und auch sein „No-War-Memorial“ durfte er nie bauen. Dabei zeigen gerade die neuen Abzüge seiner Farbarbeiten, dass Will Farbschattierungen genauso virtuos wie Schwarz-Weiß und Grau beherrschte. Er befreit damit seine Protagonisten aus dem rauen Reportage-haften Zusammenhang, um sie zum Beispiel in einen weit intimeren und fast elysisch schönen Farbraum zwischen zartem Blau und weichem Braun zu setzen.

Warum wollen wir Will McBrides Fotos immer in Schwarz-Weiß sehen? Sind uns die Motive durch die Distanz erträglicher? Gilt noch immer der von Hervé Guibert 1981 formulierte Gedanke, dass das erotische und künstlerische Foto schwarz-weiß zu sein hat, das pornografische Foto derweil rosig? Was denken wir dann über diesen rosigen erigierten Penis, der aus einer zeitgemäßen Feinripp-Unterhose ragt? Will wollte ihn unbedingt dabei haben und betitelte ihn schlicht mit „Uli’s Schwanz“. Wäre auf dem Bild auch noch ein Kondom zu sehen, wären wir übrigens mitten in der safy-sex-Kampagne der Schirner Zang Foundation aus dem Jahr 2016. 

Die jetzt vorliegende Serie „Lieblingsbilder“ umfasst sieben Motive, die in einer Auflage von zwei bis fünf Exemplaren gedruckt wurden. Alle Abzüge wurden von Will McBride betitelt und signiert. 

Gerne hätten wir mit Will weitere seiner Farbdias bearbeitet und auf Papier gebracht – und damit vielleicht einen ganz neuen Aspekt seiner Arbeiten aufdecken können. Seine Kraft hat dafür nicht mehr gereicht. Er starb am 29. Januar 2015.

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Will McBride: Lieblingsbilder (8 items)

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December 7, 2015

Werner Bandi · Swiss Nudes 1943—1952

Über den 1891 in Thun geborenen und 1964 in Spiez verstorbenen Schweizer Fotografen Werner Bandi wissen wir nur wenig. Einzelne seiner Fotos tauchen ab und zu in Galerien in Paris oder New York auf und werden einem »italienischen Naturisten« zugeordnet oder gleich mit »unbekannter Fotograf« betitelt. Ein Zufallsfund aus dem Jahre 2012, der 100 seiner bis dato unveröffentlichten Fotografien als Diapositive beinhaltet, lädt uns zu einem näheren Kennenlernen und eine Reise in die Geschichte ein.
Werner Bandis Vater war Oberförster in Thun. Als er 1899 stirbt, ist Werner, das jüngste seiner drei Kinder, acht Jahre alt. Zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes pachtet Bandis Mutter, die einer wohlhabenden Familie entstammte, die in Spiez am Thunersee gelegene Pension Erica und kauft ein Jahr später das im »Schweizerhäuschenstil« gehaltene Hotel mit 24 Gästezimmern, Rauchsalon, Lesezimmern und weiteren Nebenräumen für damals stolze 88.000 Franken. Spiez ist ein attraktiver Kurort mit zum Teil imposanten Hotelkomplexen, deren Namen Programm sind: Schloss-Hotel Schonegg, Grand Hotel Spiezerhof, Park-Hotel Bubenberg oder Hotel Belvédère & Beau-Rivage. Eine »elektrische Trambahn« verbindet nach der Jahrhundertwende den Bootsanleger am Thunersee mit dem weiter oben gelegenen Bahnhof der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn. Der Kurort mit südlichem Flair ist eine beliebte Sommerfrische mit zum Teil illustren Gästen, von denen viele auch für längere Zeit bleiben. Der 2. Weltkrieg beendet die Idylle. Mit der Einquartierung des Schweizer Militärs verwahrlosen die Hotelpaläste, und in den 1950ern werden die meisten der prachtvollen Belle-Epoque-Bauten abgerissen. Sie entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist, und den neuen, meist motorisierten Gästen des Wirtschaftswunders sind sie nicht komfortabel genug. Werner Bandi erbt 1951 von seiner Mutter ein schmuckes Chalet und arbeitet als Vertreter und später Prokurist in der Kartonagenfabrik Hoffmann in Thun. Sein viertüriger Dodge Sedan erregt Aufmerksamkeit, denn den imposanten »Amischlitten« wird er kaum von seinem Gehalt bezahlt haben können. Der elegante ältere Herr ist im Städtchen ein Außenseiter und lebt zurückgezogen. Die Anwohner des Kornmattquartiers sehen ihren Nachbarn fast nur abends, wenn er den Hund ausführt; tagsüber erledigt das Hulda, die Haushälterin. Eine ehemalige Nachbarin erzählt, dass man die Kinder damals gewarnt habe, das »Bandi-Haus« oberhalb des Spiezer Bahnhofs zu besuchen, denn an den Wochenenden verkehren bei Werner Bandi ausschließlich junge, gut aussehende Männer.

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Werner Bandi · Swiss Nudes 1943—1952 (14 items)

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October 14, 2015

Jessica Yatrofsky · I Heart Boy/Girl

Jessica Yatrofsky (geboren 1981) ist eine amerikanische Künstlerin, Fotografin und Filmemacherin. Geboren wurde sie in East Brunswick, New Jersey, aufgewachsen ist sie in Las Vegas, Nevada. Sie studierte Kunst an der University of Nevada in Las Vegas von 2002–2006 und machte ihren Master in Fotografie 2009 an der Parsons New School for Design. Ihr erster Fotoband „I Heart Boy“ erschien 2010 bei Powerhouse Books. Ihre erste Einzelausstellung folgte 2011. Ihre Arbeiten wurden bereits in New York City, Las Vegas, Gent und Kopenhagen gezeigt und erschienen in „East Village Boys“, „Brooklyn Magazine“ und „The New York Times Style Magazine“.

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit von Jessica Yatrofsky:
Freitag, 16. Oktober 2015 · 18.00–20.00 Uhr

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September 3, 2015

Marc Martin · Dur Labeur

Marc Martin, geboren und aufgewachsen in Nordfrankreich, lebt heute in Paris und stellt mit seinen Fotografien den Mann aus einem urigen und komplexen Blickwinkel dar.

Ausdrucksstarke Männlichkeit mit all ihren Gegensätzen.
Versteckte Bedürfnisse finden hier ebenso ihren Ausdruck wie der Anspruch, die Normalität des Alltags in ein künstlerisches Licht zu rücken. Seine Werke erlangten weltweite Bekanntheit in der Gay-Fetischszene durch unterschiedlichste Arbeiten für Pig-Prod und inzwischen auch durch verschiedene Ausstellungen in Paris und Berlin. Mit seinem ersten Bildband „Dur Labeur“ veröffentlicht er die Mannigfaltigkeit seiner Interessen und seiner Art, die innigsten Bedürfnisse von Männern ans Licht zu bringen.

„Dur labeur“ („Harte Arbeit“)
Das Werk richtet seinen Blick auf Bauarbeiter und Handwerker und auf ihre Art, sich Freude und Vergnügen zu bereiten; auch Freude, die sie sich im Verborgenen bereiten, wenn sie sich mal eine Pause gönnen …
In ihren Höhlen oder auf unwegbarem Gelände. In ihrer Funktion oder ihrer Fiktion. Konstruierte Szenen oder Schnappschüsse, die gezeigten Bilder rücken Szenen aus einer Grauzone ins Licht und stürzen hergebrachte erotische Seiten um. Im Schönen und im Anstößigen, im guten und im schlechten Geschmack. Eine bisher nicht dagewesene Form der Inszenierung von vielseitiger Männlichkeit.

Austellungseröffnung in Anwesenheit von Marc Martin:
Freitag, 11. September 2015, ab 18:00 Uhr

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Marc Martin · Dur Labeur (24 items)

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February 12, 2015

Derek Ridgers · London Youth

Derek Ridgers, 1952 in Chiswick, West London, geboren, ist einer der profiliertesten Portraitfotografen Englands. Seine Themen sind Musik, Film, die Club-Szene und die britische ‚street culture‘. James Brown, die Spice Girls, die Pet Shop Boys, Clint Eastwood, Johnny Depp, Julian Schnabel, Vivienne Westwood – alle standen vor seiner Kamera.

Zwischen 1978 und 1987 fotografierte Derek Ridgers Punks, Skins und New Romantics in London. Es entstanden Portraits von fast aggressiver Schönheit, die in zwei Büchern veröffentlicht wurden: „Skinheads 1979–1984“ (Omnibus Press 2014), und „77–87 London Youth“ (Damiani 2013).

Zum ersten Mal wird nun in Deutschland eine Auswahl von Derek Ridgers’ Fotos gezeigt. In der Hauptsache sind Portraits von frühen Skinheads zu sehen, entstanden in einer Zeit, als die Skinhead-Bewegung noch nicht von extrem rechten Positionen durchdrungen war.

Der Blick der Abgebildeten geht dabei immer mit konfrontativer Präsenz direkt in die Kamera, und jedes Foto erzählt seine ganz eigene Geschichte von Verletzlichkeit und Zorn, Zukunft und Vergangenheit: welche Biografien haben in dieser Körperhaltung einen solch prägnanten Ausdruck gefunden? Und was ist aus diesen sich so hart gebenden Protagonisten geworden?

„Die Kids auf diesen Fotos, ganz egal ob Skinhead, Punk, New Romantic, Rockabilly oder was-auch-immer, spiegeln die gleichzeitige Stärke und Verletzlichkeit aller Heranwachsenden wider. Kein Internet, keine Mobiltelefone oder Twitter: es waren fantastische Zeiten. Du schautest mit offenen Augen, und die anderen schauten zurück. In jedem Club ein Kaleidoskop seelenverwandter Hedonisten. Irgendjemand war immer mit einem komplett neuen Look unterwegs, den Außenseitern gehörte die Welt.“ (John Maybury in seinem Vorwort zu „77–87 London Youth“)

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit von Derek Ridgers:
Freitag, 6. März 2015, 18:00 bis 20:00 Uhr

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October 31, 2014

Will McBride · Salem Suite

1963 erstellte Will McBride für das Magazin „Twen“ eine Fotoreportage über das Internat Salem. Eine Auswahl von sechs Motiven wurde veröffentlicht und wurden, wie „Mike in the Shower“, zu fotografischen Klassikern des zwanzigsten Jahrhunderts. 2014 wurden von Will McBride für den Sammler Thomas Herrendorf weitere 11 Motive freigegeben. Die als „Salem Suite“ bezeichnete Bildfolge zeigt junge Männer im Gruppenwaschraum des Internats.

Thomas Herrendorf zu den Arbeiten: „Ganz im Sinne der von Will McBride formulierten Ästhetik, wonach er nur fotografieren kann, was er fühlt und was ihn berührt, und dass es nur der Bruchteil einer Sekunde, ein winziger Augenblick ist, der den ‚magischen Moment‘ ausmacht, in dem ein Foto gelingt und gut ist, bestechen auch diese Arbeiten vor allem durch Authentizität, Intimität und Dynamik. Wie in vielen seiner anderen Arbeiten hat McBride hier sowohl das Wesentliche als auch das Wesenhafte eingefangen: den unbekümmerten und, im besten Sinne, unschuldigen Spaß und das im wahrsten Sinne des Wortes ‚erfrischende‘ Lebensgefühl genauso wie selbstvergessenes Sosein, fröhliche Verbundenheit untereinander und unmittelbare Freude – all das spiegeln diese unverkrampften Aufnahmen der jungen Männer wider. In diesen Fotos ist keinerlei Statik oder Starrheit, alles ist Bewegung; das Spiel mit dem Wasser und das sich Necken haben die Kamera und den Fotografen vergessen machen.“

Will McBride verstarb am 29. Januar 2015. Wir trauern um einen großen Künstler und guten Freund.

Die Salem Suite wurde bis zum 28. Februar 2015 in der Galerie Koll and Friends gezeigt und war danach in Paris in der Galerie „Au bonheur du jour“ und bei „Clamp Art“ in New York zu sehen.

Ein Ausstellungskatalog ist im Buchhandel erhältlich.

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